
Jeder kennt das Gefühl, nicht mit sich selbst und anderen in Kontakt zu sein. Vielleicht, weil man eine wichtige Person, den Arbeitsplatz oder das gewohnte Umfeld verloren hat. Weil man am Arbeitsplatz oder in der Partnerschaft frustriert ist oder trotz vieler Freunde unter Isolation leidet. Manchmal ist es auch der innere Schmerz ohne äußeren Anlass. Einsamkeit hat viele Gesichter. Wie sie aussehen und welche Wege aus der Einsamkeit herausführen, kann man in verschiedenen Büchern nachlesen. So ist es zunächst bereits an sich zu begrüßen, dass man sich diesen Zustand und dieses Gefühl zum Thema macht. Ein Thema, dass Betroffene selbst in der jeweiligen Phase sicher nicht allzu offen und gerne vor sich hertragen, gilt doch Einsamkeit in vielen Kreisen als „No Go“, als Zeichen des Misserfolgs und der mangelnden Attraktivität.
„Wer sich einsam fühlt, befindet sich in bester Gesellschaft“, so das Vorstandsmitglied der Lohner Senioren-Union. In sämtlichen sozialen Milieus und Altersstufen fühlen Menschen sich einsam. Phasen der Einsamkeit gehören zum Menschen dazu, aber dennoch gilt natürlich, dass dieses Wissen alleine nicht viel nutzt, Einsamkeit je individuell erlebt und zumeist als Belastung und Bürde empfunden wird. Und dennoch ist dieses Gefühl, wenn es kommt, ein nicht zu unterschätzender Katalysator, wie Lydia Eilhoff überzeugend ausführt. „Die bedeutendste Fähigkeit zur Überwindung der Einsamkeit ist, natürlich die Kunst, Kontakte zu knüpfen und der Wille, dies zu lernen“, so Eilhoff. In England ist dies Problem längst als normale Erscheinung anerkannt und man hat schon seit Längerem ein Ministerium für Einsamkeit eingerichtet. Die ersten Politiker in Berlin fordern in der Corona-Pandemie eine nationale Strategie gegen Einsamkeit. Sie plädieren sogar für einen Einsamkeitsbeauftragten bei der Bundesregierung als Ansprechpartner. „Die gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit werden in den nächsten Jahren an Bedeutung zunehmen. Einsamkeit macht krank. Am häufigsten von Einsamkeit betroffen sind Hochaltrige, aber auch Kinder und Jugendliche fühlen sich häufig einsam“ so das Vorstandsmitglied Lydia Eilhoff.
Text und Foto: Clemens Haskamp